Monat: März 2016

GEHE DORTHIN, WO KEIN WEG IST UND HINTERLASSE EINE SPUR

Nun liegen die letzten Tage unserer Vietnamrundreise hinter uns, nicht ohne nochmal ordentlich Sonne am Strand getankt zu haben und im Meer gebadet zu haben. Wir haben in einem sehr harmonischen und naturnahen Areal aus offenen Hütten gehaust und hatten damit so einige Abenteuer. Bis auf ein Moskitonetz, welches während der Nacht abwechselnd von Faltern, Grillen oder anderen Kleintieren dekoriert wurde, trennte unser Bett nur eine kleine Mauer und ein Palmendach vom Dschungel. Bei einer frischen Aussendusche konnte man seinen Sonnenbrand kühlen, unter Beobachtung der verschiedensten Geckos. Die Terrasse war ein Traum von Gemütlichkeit und lud tagsüber zur Entspannung und Mahjong spielen ein. Am Abend auch gern zum traumhaften Sonnenuntergang im Rotwein- oder Whiskyglas. Und so vergingen unsere Tage auf der vietnamesischen Insel. Ein letztes Mal hinterlassen wir unsere Spuren im Sand und unsere Gedanken dem Meer bevor es nach Hause geht.. Aber sind wir das nicht schon, überall wo wir zusammen sind?

RUDERE, RUDERE SCHNELL, EHE DER MARKT VORÜBER IST UND DIE LOTOSBLÜTEN VERWELKEN.

Nachdem wir nun Nord-, Mittel und Südvietnam bereist und genießen gelernt haben, war es Zeit für einen Abstecher in das Königreich Kambodscha zum Besuch eines der Unesco Weltkulturerbe. Angkor Wat ist eine der größten und bekanntesten Tempelanlagen in Kambodscha und ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Bei knapp unter 40 Grad wird der Besuch zu einem Ausflug in eine Biosauna. Können gar nicht so schnell Wasser nachtrinken, wie wir es ausschwitzen. Langsam und ohne große Anstrengungen erkunden wir die verschiedenen Tempel. Am imposantesten waren der Ta Phrom Tempel und der Bayon Tempel. Beim Ta Phrom Tempel kann man sehr gut beobachten, wie der Dschungel sich zurückholt, was ihm gehört. So verschmelzen hier Bauwerk und Baumwerk zu einem organischen Geflecht aus Stein und Holz. Der Bayon Tempel ist mit seinen ca. 200 bis zu 7 Metern in Stein gehauenen hohen Gesichter ein echter Magnet. Von jeder Stelle im Tempel schauen einen mindestens 4 Gesichter an, so dass kein Schritt unbeobachtet bleibt. Jedes der Gesichter ein verschwitztes Selfie wert.

Bevor es am Abend mit dem Tuk Tuk zum Nachtmarkt auf Schnäppchenjagd geht, relaxen wir am Pool und lassen die Bilder des Tages nochmal an uns vorbeiziehen. Die Nacht verbringen wir im Halbschlaf, da unser Zimmer von nächtlichen Besuchern heimgesucht wird. In der Kühle der Nacht kommen sie aus ihren Löchern gekrochen, wo sie sich tagsüber vor der Hitze geschützt haben. Sie sind hungrig und wollen unser Blut. Ihre Guerillakriegstaktik wirkt und hält uns wach, wollen wir doch keine Mosquitostiche bekommen.

Ein bisschen gerädert und müde geht es am Morgen Richtung Tonle Sap See. Mit einem Fischerboot fahren wir einen kleinen Fluss entlang, vorbei an Stelzenhäusern, welche aussehen, als wären sie beim Mikadospielen entstanden und könnten jeden Moment umfallen. Sie verzieren das gesamte Ufer und zur Zeit des Monsuns werden sie zu schwimmenden Inseln. Im Wasser stehen Fischer mit ihren Netzen. Als wir den See erreichen, der gefühlt einem Meer gleicht, sehen wir vereinzelte Boote, welche ein schwimmendes Dorf bilden. Man sieht sogar eine Schule und auch einen Markt. Hier leben und fischen über 700 Einwohner, welche selten das Festland sehen, da sie von dort durch mobile Händler mit allem Nötigen versorgt werden. Es ist faszinierend, wie diese Menschen sich mit der Natur arrangieren und sich auf den jährlichen Wandel zwischen Regen- und Trockenzeit eingestellt haben.

Nach unserer Rückkehr verbringen wir den Rest unseres Tages am Pool unseres Hotel. Ab jetzt ist Entspannung und Ruhe angesagt. Nur noch ein letzter Transfer zu unserem letzten Ziel. Auf zur Insel Phu Quoc und dann heißt es Sonne, Strand und Wellness. 

ES WAR PATRIOTISMUS, NICHT KOMMUNISMUS, DER MICH INSPIRIERT HAT.

Kennt ihr Onkel Ho? Jeder hier in Vietnam hat einen Onkel mit Namen Ho. Gemeint ist Ho Chi Minh, welcher beim Volk sehr beliebt ist, bis hin zu einem ganz eigenem Personenkult in der Bevölkerung. Er war Revolutionär, kommunistischer Politiker und später Präsident von Vietnam. Er formte u.a. aus den damals ca. 40 Widerstandsgruppen eine „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“ unter dem Namen Viet Minh zur Abwehr des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus und rief als dessen Führer im September 1945 die unabhängige Republik in ganz Vietnam aus. Gegen seinen Willen, dass er verbrannt und in Nord-, Mitte- und Südvietnam begraben werden möchte, wird er heute im Mausoleum in Hanoi aufbewahrt, welches wir an unseren ersten Tagen besucht hatten. Nun sind wir in Ho Chi Minh City (früher Saigon) und können die Geschichte an jeder Ecke spüren. Sei es an historischen Orten oder in jedem Souvenirshop dieser Großstadt. Wir steigen tiefer in die Geschichte von Vietnam ein und folgen den historischen Spuren aus der Zeit des Indochinakrieges, der Tet-Offensive und auch des Vietnamkrieges. 

Außerhalb vom Zentrum von Ho Chi Minh City besuchen wir Chu Chi, ein gigantisches Spinnennetz aus 200 km Tunneln auf 3 Ebenen, welche überwiegend grad mal 80 cm hoch und 60 cm breit. Unter der Erde wurden hier ganze Städte gebaut, wo die Partisanen im Vietnamkrieg versteckt lebten, arbeiteten und kämpften. Beim Selbstversuch, sich durch die engen Gänge zu zwingen, haben wir ein intensives Erlebnis von Zeitgeschichte gehabt. Hinab geht es in einen der Tunnel, an dessen Ende man kein Licht sieht. Langsam gehen wir in die Knie und hinein in den schmalen Gang. Links und rechts schrammen die Ellenbogen an den Wänden entlang, die Beine sind gebeugt und die Arme vorgestreckt, umdrehen und umkehren klappen nicht mehr. Hitze steigt auf, welche von den Wänden reflektiert, uns Schweiß ins Gesicht treibt, ein beklemmendes Gefühl in den Lungen, Luft wird knapp. Dann plötzlich Gewehrschüsse, eine Salve, zwei Salven. Man zuckt zusammen und Panik steigt auf. Schneller, bloß raus hier. Treppen hoch, doch kein Ende, nur eine Zwischenstation. Hinein in den nächsten Tunnelabschnitt. Nur noch 10 Meter. Nochmals Schüsse aus der Ferne. Touristen feuern mit altem Militärequipment am Schießstand außerhalb der Tunnel aus allen Rohren und verbrauchen das vom Krieg übrig gebliebene Kriegsgut. Nur noch 5 Meter. Schier unendlich wirkt der Tunnel nun. Dann endlich wieder Tageslicht und ein tiefer Atemzug frischer Luft. Geschafft ruhen wir uns aus in der Hitze des Dschungels bei 37 Grad, suchen im Dickicht nach weiteren versteckten Eingängen und Fallen.

Auf dem Rückweg fahren wir vorbei am VFR (Vietnamese Fried Rat), VFD (Vietnamese Fried Dog) und KFC (Kentucky Fried Chicken) ins bunte Treiben der Großstadt. Essen landestypische Suppen und vertreiben uns die Zeit mit Shopping in kleinen Boutiquen und auf dem Markt. Verhandeln hier und da und füllen unsere Backbacks mit kleinen Andenken. Am Abend entfliehen wir in die Oper und tauchen ab in beeindruckende Bilder mit wunderschöner Akrobatik. Die Darsteller erzählen mit ihrer Bühnenshow von Traditionen und Wandel in Vietnam und entlassen uns mit positiver Energie in unsere Träume.

BESSER MIT DEN RICHTIGEN MENSCHEN DURCH DEN REGEN LAUFEN, ALS MIT DEN FALSCHEN IN DER SONNE LIEGEN.

Die letzten zwei Tage in Hoi An kamen einem vor wie Ying Yang. In Vietnam entspricht das dem Bild eines Phoenix stehend auf einer Schildkröte und findet man oft als Steinskulptur in oder vor Tempeln wieder. Die Schildkröte steht für ein langes Leben und der Phoenix für Freiheit.

TAG DER SCHILDKRÖTE

Alles ist bewölkt und grau. Alles ist feucht und in einem Regenkleid versteckt. Ein Ausflug nach My Son wird zu einer düster romantischen Zeitreise in die Vergangenheit. Die alten Steine, welche ohne Beton zu einem heilige Bauwerk gestapelt wurden und in denen früher heimische Rituale durchgeführt wurden. Inmitten dieser Ruinen und des umliegenden Dschungels, welche wir spüren und hören können, verweilen wir bis die Naturdusche vorbeizieht, bevor wir in unser Hotel zurückfahren und es uns warm und gemütlich machen.

TAG DES PHOENIX

Die Sonne scheint schon früh. Alles ist warm und wir voller Vorfreude auf die Altstadt. Zu Fuß und per Rikscha erkunden wir die kleinen Straßen. Wir bummeln durch die kleinen Shops mit ihren North-„Fake“ Jacken und maßgeschneiderten Kleidungsstücken. Wir stöbern durch Kunstläden, bis wir ein Mitbringsel als Erinnerung finden und genießen anschließend leckere kulinarische Speisen des Landes in einem Street Food Restaurant. Wir treffen einen jungen Australier, der einem örtlichen vietnamesischen Künstler Geld für dessen Kunststunden zahlt um sich selber in dessen Atelier zu verwirklichen und erwischen uns beim Gedanken, dies am liebsten auch zu tun und noch ein paar Tage hier zu verweilen. Zum Abschluss dieses Tages geht es nochmal zum Sonne tanken an den Pool und zur Wellness Vietnamese Massage. Wir sind entspannt, in Vietnam angekommen und glücklich.