EINE ZEIT, EINE BEGEGNUNG

Nachdenklich aus dem Fenster schauend, sitze ich im Schinkansen, welcher mich mit etwa 500 Stundenkilometern weg von Hiroshima fährt. Der Ort, wo das erste Mal kriegerisch eine Atombombe eingesetzt wurde, liegt hinter mir und wirkt noch nach. Auch heute noch hat diese Stadt große Symbolkraft und so haben sich parallel zu meinem Besuch die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen auf dem G7 Gipfel in Hiroshima getroffen um klare Stellung gegen den Krieg durch Russland gegen die Ukraine und gegen den Einsatz von Atomwaffen zu beziehen.

Während ich aus dem Fenster schaue und diese Zeilen schreibe, muss ich an Vier-Zeichen-Sprichwort Ichigo Ichie denken. Das japanische Konzept, welches beschreibt, dass jeder Moment einzigartig ist und geschätzt werden sollte, da er nie wiederkommen wird. Es ermutigt mich, im gegenwärtigen Moment zu leben und jede Interaktion und jede Erfahrung so zu schätzen, als ob es eine einmalige Gelegenheit wäre.

In dem Sinne möchte ich die nun vor mit liegenden Tage leben und genießen. Kraft aus den Momenten schöpfen und offen für Begegnungen sein.

IN DER STILLE BEGEGNEST DU DIR SELBST

Es ist spät und mein Kopf dreht sich noch im Kreis. Unzählige Gedanken, welche sich wehren in der Stille unterzugehen. Es ist dunkel um mich herum. Ein Flieger voller Menschen in Stille. Es sind noch einige wenige Stunden bis ich wieder lande und ich an meinem Zielort in Japan ankommen werde. Stück für Stück betrachte ich alle meine Gedanken und gebe sie frei. Wirklich alle? Alle bis auf diese folgenden Gedanken.

Kennst du dieses positive Gefühl, wenn du dich, bei dem was du machst, komplett verlierst und eintauchst. Kennst du den Moment, bei dem dir alles leicht von der Hand geht, weil das was du machst, genau deinen Stärken und Talenten entspricht. Hast du schonmal für Menschen in deinem Umfeld etwas getan, was für diese sehr bedeutsam war. Kannst du täglich das, was du liebst, worin du gut bist und was die Welt braucht, zusammenbringen und wirst vielleicht sogar auch noch dafür bezahlt, dann hast du deinen Ikigai gefunden. Du fragst dich, was das ist? Ikigai ist japanisch und wird frei übersetzt mit Sinn des Lebens oder der Grund warum wir jeden Tag aufstehen. Und genau diese Gedanken wollten nun meine volle Aufmerksamkeit – in dieser Stille.

Ich habe das Glück, dass ich in meinem Leben mehrmals meinen Ikigai finden durfte. Einer davon besteht darin zu reisen, dabei meine Erlebnisse mit Fotos festzuhalten und mittels kurzer Blog Beiträge davon zu berichten und zu neuen Perspektiven anregen. Also verweile ich gern in meiner Stille.

Wobei geht dein Herz auf? Welches Talent macht dich besonders? Was kannst du anderen geben? Und was könnten andere dir geben? Was ist dein Ikigai?

GEHE DORTHIN, WO KEIN WEG IST UND HINTERLASSE EINE SPUR

Nun liegen die letzten Tage unserer Vietnamrundreise hinter uns, nicht ohne nochmal ordentlich Sonne am Strand getankt zu haben und im Meer gebadet zu haben. Wir haben in einem sehr harmonischen und naturnahen Areal aus offenen Hütten gehaust und hatten damit so einige Abenteuer. Bis auf ein Moskitonetz, welches während der Nacht abwechselnd von Faltern, Grillen oder anderen Kleintieren dekoriert wurde, trennte unser Bett nur eine kleine Mauer und ein Palmendach vom Dschungel. Bei einer frischen Aussendusche konnte man seinen Sonnenbrand kühlen, unter Beobachtung der verschiedensten Geckos. Die Terrasse war ein Traum von Gemütlichkeit und lud tagsüber zur Entspannung und Mahjong spielen ein. Am Abend auch gern zum traumhaften Sonnenuntergang im Rotwein- oder Whiskyglas. Und so vergingen unsere Tage auf der vietnamesischen Insel. Ein letztes Mal hinterlassen wir unsere Spuren im Sand und unsere Gedanken dem Meer bevor es nach Hause geht.. Aber sind wir das nicht schon, überall wo wir zusammen sind?

RUDERE, RUDERE SCHNELL, EHE DER MARKT VORÜBER IST UND DIE LOTOSBLÜTEN VERWELKEN.

Nachdem wir nun Nord-, Mittel und Südvietnam bereist und genießen gelernt haben, war es Zeit für einen Abstecher in das Königreich Kambodscha zum Besuch eines der Unesco Weltkulturerbe. Angkor Wat ist eine der größten und bekanntesten Tempelanlagen in Kambodscha und ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Bei knapp unter 40 Grad wird der Besuch zu einem Ausflug in eine Biosauna. Können gar nicht so schnell Wasser nachtrinken, wie wir es ausschwitzen. Langsam und ohne große Anstrengungen erkunden wir die verschiedenen Tempel. Am imposantesten waren der Ta Phrom Tempel und der Bayon Tempel. Beim Ta Phrom Tempel kann man sehr gut beobachten, wie der Dschungel sich zurückholt, was ihm gehört. So verschmelzen hier Bauwerk und Baumwerk zu einem organischen Geflecht aus Stein und Holz. Der Bayon Tempel ist mit seinen ca. 200 bis zu 7 Metern in Stein gehauenen hohen Gesichter ein echter Magnet. Von jeder Stelle im Tempel schauen einen mindestens 4 Gesichter an, so dass kein Schritt unbeobachtet bleibt. Jedes der Gesichter ein verschwitztes Selfie wert.

Bevor es am Abend mit dem Tuk Tuk zum Nachtmarkt auf Schnäppchenjagd geht, relaxen wir am Pool und lassen die Bilder des Tages nochmal an uns vorbeiziehen. Die Nacht verbringen wir im Halbschlaf, da unser Zimmer von nächtlichen Besuchern heimgesucht wird. In der Kühle der Nacht kommen sie aus ihren Löchern gekrochen, wo sie sich tagsüber vor der Hitze geschützt haben. Sie sind hungrig und wollen unser Blut. Ihre Guerillakriegstaktik wirkt und hält uns wach, wollen wir doch keine Mosquitostiche bekommen.

Ein bisschen gerädert und müde geht es am Morgen Richtung Tonle Sap See. Mit einem Fischerboot fahren wir einen kleinen Fluss entlang, vorbei an Stelzenhäusern, welche aussehen, als wären sie beim Mikadospielen entstanden und könnten jeden Moment umfallen. Sie verzieren das gesamte Ufer und zur Zeit des Monsuns werden sie zu schwimmenden Inseln. Im Wasser stehen Fischer mit ihren Netzen. Als wir den See erreichen, der gefühlt einem Meer gleicht, sehen wir vereinzelte Boote, welche ein schwimmendes Dorf bilden. Man sieht sogar eine Schule und auch einen Markt. Hier leben und fischen über 700 Einwohner, welche selten das Festland sehen, da sie von dort durch mobile Händler mit allem Nötigen versorgt werden. Es ist faszinierend, wie diese Menschen sich mit der Natur arrangieren und sich auf den jährlichen Wandel zwischen Regen- und Trockenzeit eingestellt haben.

Nach unserer Rückkehr verbringen wir den Rest unseres Tages am Pool unseres Hotel. Ab jetzt ist Entspannung und Ruhe angesagt. Nur noch ein letzter Transfer zu unserem letzten Ziel. Auf zur Insel Phu Quoc und dann heißt es Sonne, Strand und Wellness.