MEINE DUNKELSTEN UND EINSAMSTEN STUNDEN

Auf meiner Reise am Rand der Extreme von Agrar über Jaipur nach Ranthambore hat mich Indien trotz aller Vorsicht und aller Hygiene nun voll erwischt. Seit über 48 Stunden bleibt weder Nahrung noch Flüssigkeit in meinem Körper. Liege flach, erschöpft, kraftlos mit einer Infusion am Arm in meinem Zimmer. Bin hier im Nationalpark völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Habe kein Mobilfunkempfang und kein WiFi für Internet. Stunde um Stunde kämpft mein Körper gegen den Feind im Innern. Die Realität verschmilzt mit meinen Träumen im Hitzeschlaf. Krishna und Ganesha tanzen vor meinen Augen durchs Zimmer. Alles dreht sich. Die Klimaanlage knattert im Takt ihres Tanzes und versucht, die 45 Grad vor der Tür zu halten. Der Kühlschrank brummt in meinem Kopf. Keine Stimme, die mir Hoffnung schenkt. Allein mit meinen bösen Geistern versuche ich, nicht in Panik zu verfallen.
Dann plötzlich Stille, Dunkelheit um mich. Der Stromausfall löscht alles aus und lässt mich das Leben fernab meines Bettes außerhalb meines Zimmers erahnen. Höre aus der Ferne die Gesänge eines hinduistischen Tempels. Torkle durchs Zimmer zur Toilette, bevor mein Kreislauf mich wieder niederringt. Dann springt das Licht wieder an. Nutze die Gelegenheit, dass der Strom wieder da ist, und wechsle die Infusionsflasche. Lege mich wieder aufs Bett und drifte durch die Erlebnisse der letzten Tage. Sehe das Taj Mahal in Agrar, den Stufenbrunnen in Abhaneri, den Palast der Winde und das Fort Amber in Jaipur. Erinnere mich daran zurück, wie ich die Säule des Glücks umfassen konnte. Dies kann also nicht das Ende sein. Versuche mich aufzuraffen. Zieh mir die Nadel der nun leeren Infusion aus dem Arm. Schleppe mich aus meinem Bett zum Abendessen bestehend aus Reis, Brot und Elektrolyten. Leg mich erneut nieder um Kraft zu tanken, bevor mein Zug am Morgen nach Jodhpur abfährt. Am Ende der langen Fahrt werde ich der Sonne entgegen lächeln und das Grau meines Zimmers wieder gegen die Farben Indiens tauschen.

1 comments

  1. haase.gaby says:

    Es tut mir in der Seele weh, dass es dich so erwischt hat. Die Idee mit der geschüttelten Cola muss wie ein schlechter Scherz gewirkt haben. Ich wünsche dir von Herzen, dass du bald wieder auf die Beine kommst.

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