Tag: 26. Mai 2023
AUCH UMWEGE ERWEITERN UNSEREN HORIZONT
Mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich Kyoto im Schinkansen Richtung Tokio vorbei am Fujiyama, dem heiligen Vulkan Japans und wichtigen Wahrzeichen des Landes. In Kyoto erlebt man japanische Kultur und Tradition hautnah. Zahlreiche buddhistische Tempel, Gärten, Shintō Schreine und traditionelle Häuser zieren die Stadt. Und wenn man Glück hat, sieht man eine Geisha die Straßen zur nächsten Aufführung von traditionellen Tänzen oder auch Teezeremonie flitzen.
Die Tradition des Teeritual, welche dem Zen nah steht, wird Sadō (Weg des Tee’s) genannt und folgt einer strikten Abfolge. Hierbei kann man manchmal mit Gold geklebte Becher entdecken. Dies sind besondere Tasse, welche mit der Kintsugi Technik restauriert wurden. Kintsugi ist die Kunst des Reparierens von zerbrochenen Gegenständen mit Gold oder Silber. Es symbolisiert, dass der Bruch und die Reparatur zur Schönheit und Geschichte des Gegenstandes beitragen können. Dieses Konzept kann auch auf persönliches Wachstum angewendet werden, da es dazu ermutigt, Fehler und Rückschläge anzunehmen und daraus zu lernen.
Hierzu möchte ich gern auch eine meiner beliebtesten Zen Geschichten teilen: Ein Professor wanderte weit in die Berge, um einen berühmten Zen-Mönch zu besuchen. Als der Professor ihn gefunden hatte, stellte er sich höflich vor, nannte alle seine akademischen Titel und bat um Belehrung. ‘Möchten Sie Tee?’ fragte der Mönch. Ja, gern, sagte der Professor. Der alte Mönch schenkte Tee ein. Die Tasse war voll, aber der Mönch schenkte weiter ein, bis der Tee überfloß und über den Tisch auf den Boden tropfte. ‘Genug! rief der Professor’. Sehen Sie nicht, daß die Tasse schon voll ist? Es geht nichts mehr hinein. Der Mönch antwortete: Genau wie diese Tasse sind auch Sie voll von Ihrem Wissen und Ihren Vorurteilen. Um Neues zu lernen, müssen Sie erst Ihre Tasse leeren.